Was ist Supervision?
Unter Supervision verstehen wir die begleitende Reflexion von Erfahrungen, Fragestellungen und Konflikten der beruflichen Arbeit.
Durch die Vermittlung einer(s) SV wird ein kreativer Dialog zwischen allen Beteiligten unterstützt, der eine Aktivierung und Nutzung der Ressourcen der(s) SD weckt und schließlich Hilfe zur Selbsthilfe ermöglicht. Dies geschieht unter Berücksichtigung der kontextuellen Bedingungen der Arbeitssituation der(s) SD und der Supervision.
(Otto Müller Psychologie 1995, S 13)
Dabei ist die Arbeit ziel- und lösungsorientiert und:
> aktiviert vorhandene Ressourcen
> weckt die kreative Eigendynamik
> gibt Hilfen zur Selbsthilfe
> führt neue zusätzliche Perspektiven und Handlungsweisen ein
> gibt Raum für autonome Selbstorganisation
> erhöht die Reflexionsfähigkeit des Systems in Bezug auf sich selbst und seine Umwelten
„Zum Begriff „Supervision“, der sich auch in verschiedenen Gesetzen, wie etwa dem Psychotherapiegesetz, dem Psychologengesetz oder dem Krankenanstalten-gesetz, wiederfindet, ist festzuhalten, dass sehr häufig von einem unterschiedlichen Verständnis ausgegangen wird.
Supervision verfolgt die verschiedensten Zielsetzungen und stellt daher je nach Anwendungsgebiet äußerst differenzierte Anforderungen an die Qualifikation einer SupervisorIn.
So werden Supervisionen nicht nur in der Psychotherapie, sondern auch in der Psychologie, der Sozialarbeit, der Medizin, der Pädagogik oder der Management-beratung zur Optimierung von Prozessen herangezogen.
Supervidiert werden Einzelpersonen, Gruppen, Teams oder ganze Systeme.“
In derselben Richtlinie findet sich eine klare Definition, was Supervision bedeutet und wie sich Supervision im „herkömmlichen Sinn“ von der Supervision im psychotherapeutischen Sinn abgrenzt.
„Grundsätzlich lässt sich zwischen Supervision im allgemeinen Sinn und Supervision im berufsspezifischen Sinn unterscheiden, wobei beide Formen regelmäßig berufsbegleitend erfolgen.
Während die Ziele, Funktionen und Handlungsansätze für die Supervision im allgemeinen Sinn im Hinblick auf verschiedene Berufsgruppen (u.a. auch in Hinblick auf Psychotherapeutinnen) nur unwesentlich differieren, gibt es für die Supervision im berufsspezifischen Sinne erhebliche Unterschiede bezüglich der jeweils supervidierten Berufsgruppen.
Da in berufsspezifischen Supervisionsprozessen die Verbesserung der jeweils berufsbezogenen Handlungskompetenzen sowie die Ausprägung von konkreten Berufsrollen und berufsethischen Einstellungen im Vordergrund stehen, sind die Ziele, Funktionen und Methoden der berufsspezifischen Supervision in besonderer Weise mit der „Handlungslogik“ des jeweils supervidierten Berufskontextes verbunden.
Berufsspezifische Supervision kann daher in der Regel nur von Personen geleistet werden, die auf der Basis von Aus- und Fortbildung sowie langjähriger Erfahrung die Theorie und Praxis des jeweiligen beruflichen Handlungszusammenhangs besonders gut kennen.“
Seite 3, Supervisionsrichtlinie Bundesministerium für Gesundheit vom 6.10.2009 verfügbar unter www.bmfg.gv.at
Besonders wichtig erscheint in diesem Zusammenhang der letzte Absatz der Richtlinie, in welchem klar auf die Qualität der „Aus- und Fortbildung“ verwiesen wird und auch in weiterer Folge auf die „Erfahrung in Theorie und Praxis“ hingewiesen wird.
Warum Supervision?
Ein Mensch hat Probleme oder er will etwas in seinem Leben verändern/verbessern. Was tun? Er kann Psychotherapie in Anspruch nehmen oder sich an einen Coach wenden oder einen Lebensberater um Rat fragen. Er kann eines der vielen Seminare besuchen, die Themen der Persönlichkeitsentwicklung lehren. Oder er kauft ein paar der zahllos angebotenen Lebenshilfe-Bücher und versuchte es auf eigene Faust. Und was ist mit Supervision?
Wenn Ihnen der Begriff „Supervision“ bekannt ist, dann wahrscheinlich entweder im Kontext von Bankfilialen (Der Mann am Schalter ruft die Supervisorin, damit sie eine heikle Geldtransaktion überprüft) oder im Kontext sozialer Berufe, wo Supervision unter anderem als Medium für kollegialen Austausch genutzt wird.
Supervision ist beides und noch viel mehr. Denn Supervision möchte das Gegenteil von Kategorisierung ermöglichen.
Supervision ist ein Set von Einstellungen und Verhaltensmustern, das tendenziell
keine Wahrheiten sucht, sondern Möglichkeiten,
keine Lösung sucht, sondern gangbare Wege und
keine Prozesse nutzt, sondern das Wechselspiel von Beziehungen
Gerade deshalb kann sie für den Menschen, der Probleme hat oder etwas in seinem Leben verändern/verbessern möchte, nützlich sein.
Supervision will dabei helfen, aus einem Gefängnis einer Problem-Konstruktion zu entrinnen.
Sie verschafft Zeit und Denkraum für bisher nicht Denkbares.
Was bietet Supervision?
Reflexions- und Entscheidungshilfe bei aktuellen Anlässen
Unterstützung in herausfordernden oder belastenden Arbeitssituationen und Konflikten
Klärung und Gestaltung von Aufgaben, Aufträgen, Funktionen und Rollen
Begleitung bei Veränderungsprozessen und deren Bewältigung
Innovative Lösungen bei neuen Herausforderungen
Mobbing- und Burnout-Prophylaxe
Supervision hilft sowohl der Einzelperson als auch der Gruppe/Team, neue Dimensionen und Möglichkeiten zu entdecken. Durch gezieltes Querdenken und oft überraschendes Fragen initiiert die Supervisorin/der Supervisor neue Antworten und Lösungen. Supervision ist eine spezifische Beratungsform, die in beruflichen Angelegenheiten begleitend und unterstützend von Menschen genutzt wird. Unter Anleitung einer/eines Supervisorin/Supervisors werden Fragen und Themen, die sich aus den Anforderungen des Berufs ergeben reflektiert, geklärt und zukünftige alternative Handlungsmöglichkeiten erarbeitet.
Anwendungsfelder der Supervision
Sozialarbeit und Non Profit Organisationen (bzw. Social Profit Organisationen)
Gesundheitswesen
Pädagogischer Bereich (zum Beispiel am Schulen)
Wirtschaft (zum Beispiel PayLife, Sony, etc.)
Burnout-Prophylaxe
Freiberufler (zum Beispiel Unternehmensgründungen, Start-ups)
Öffentliche Verwaltung (zum Beispiel Polizei, Magistrate insbesondere im Zusammenhang mit sozialen Einrichtungen, Bundesheer, etc.)
Settings der Supervision
Dieses Orientierungsschema ist ein „verzweifelter“ Versuch, die Vielfalt der Anwendungsbereiche von Supervision in ihren Kombinationsmöglichkeiten darzustellen.
Diese Darstellung versucht die Komplexität supervisorischen Handelns einzufangen, kann aber die historischen Strömungen aus der Tradition der Sozialarbeit und Psychotherapie sowie neuere Einflüsse der Organisationsberatung nicht angemessen erfassen.
Unter „therapieorientiert“ verstehen wir alles Supervisionsprozesse, die sich auf die Reflexion therapeutischer Tätigkeit beziehen.
„Orientierungsschema“ (Prof. Hannes Brandau, 1995)